Shiatsu

Shiatsu ist eine manuelle Therapie und ganzheitlich orientierte Form der Körperarbeit. Körper, Geist und Seele werden als zusammenhängende, einander bedingende und sich gegenseitig beeinflussende Funktionen der Lebensenergie gesehen.

Shiatsu hat zum Ziel, die dem Menschen innewohnende natürliche Heilkraft zu aktivieren und vorhandene Störungen zu beheben.

Zurückzuführen ist Shiatsu auf die alten chinesischen Behandlungsformen Do-in und Ankyo, deren Wurzeln in den großen zentralen Ebenen des damaligen chinesischen Reiches liegen. Von dort aus gelangten diese Formen im 10. Jahrhundert nach Japan. Dem Ausüben und Lehren der Behandlungsformen Do-in und Ankyo folgte die Entdeckung der Meridiane. Die Beschäftigung mit diesen Energieleitbahnen, die unseren Organismus zu einem komplexen System verbinden, begründet die zentrale Stellung dieser Gesundheitsübungen unter all den anderen chinesischen Therapieformen.

Sowohl Do-in als auch Ankyo verfolgen die Absicht, die Zirkulation der Lebensenergie zu verbessern. Im Falle des Do-in wird dieses Ziel durch eigenes Bemühen in Bewegung und Übung erlangt, während man beim Ankyo von einer anderen Person massiert oder passiv bewegt wird. Diese ursprünglichen Übungssysteme verblassten im Laufe der Zeit mehr und mehr. Heutzutage sind in Japan kaum noch Techniken, die dem Ankyo ähneln, zu finden. Eine Ausnahme bildet die Anma- Massage, die durch Reiben der Haut und Kneten der Muskeln Spannungen abbaut.

Die westliche Massage als Behandlungsmethode wurde in Japan erst vor etwas mehr als hundert Jahren populär. Wenig später kam eine Behandlungsmethode von China nach Japan, die stärker den Knochenbau, das autonome Nervensystem und die Funktionen der inneren Organe berücksichtigte, als bisher die Muskeln, das Lymphsystem und den Blutkreislauf. Einige traditionelle Anma- Therapeuten befassten sich mit dieser Methode, kombinierten moderne Techniken mit alten und entwickelten neue Behandlungsarten. Diese flossen im Shiatsu zusammen.

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Shiatsu als Körpertherapie in Japan gesetzlich zugelassen.

Die wörtliche Übersetzung von shi-atsu ist Fingerdruck.

In einer Behandlung findet Anwendung von punktuellem Druck statt. Dieser wechselt in Rhythmus und Stärke. Andere Anteile sind Mobilisationen der Gelenke und sanfte Dehnungen für jeden Körperbereich. Üblich sind auch Klopf- und Reibtechniken. Shiatsu kann helfen den Knochenbau zu korrigieren und Gelenke, Sehnen und Muskeln zu unterstützen. Weiter kann es auf Stoffwechsel, Atmung und Organfunktionen wirken. Der Focus einer Behandlung liegt darauf, nach den Wurzeln einer Dysfunktion, als grundlegender, unsichtbarer Teil der energetischen Störung zu suchen.

 

Ein sehr wichtiges Prinzip der Shiatsu- Behandlung ist das Anlehnen. Druck wird nicht aktiv aus Fingern, Hand oder Arm erzeugt, sondern durch den Einsatz von Körpergewicht. Er entsteht durch behutsames Anlehnen und geht langsam tiefer. Die Praktikerin konzentriert sich auf das eigene Zentrum, im japanischen Hara genannt, um das Körpergewicht optimal einzusetzen.

Das behutsame Anlehnen ermöglicht eine Vertiefung der Atemzüge. Eine ausgewogene Ein- und Ausatmung führt zu einem Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus, den beiden gegensätzlichen Anteilen des vegetativen Nervensystems. Der Sympathikus regt die Körperfunktionen an, während sie über den Parasympathikus beruhigt werden. Anlehnender Druck kann auch mittels der Ellbogen, Unterarme, Knie oder Füße erzeugt werden.

Der zentrale Aspekt bezieht sich auf die Pflege der Meridiane. Meridiane arbeiten zusammen und wirken aufeinander ein, um einen harmonischen Energiefluss im Körper zu ermöglichen. Wenn der Fluss in den Energiekanälen gestört ist, beeinträchtigt dies das vegetative Nervensystem und die Organfunktionen. Shiatsu, mit seiner Wirkung auf diesen Energiefluss innerhalb der Energiekanäle wirkt hier regulierend und fördert die harmonische Zusammenarbeit.

Energiezustände in den Meridianen werden als Kyo und Jitsu bezeichnet. Kyo ist dabei der Zustand schwacher oder mangelnder Energie, während Jitsu der Zustand überstarker Energie ist. Leere und Fülle finden ihren Ausdruck auf der physischen und auf der seelisch-spirituellen Ebene.

Für die Anregung und Regulierung der Energien bedarf es langsamer, tiefgehender und anhaltender Techniken, da das Grundproblem möglicherweise in der Schwierigkeit besteht, mit der vorhandenen Energie in der Außenwelt zu kommunizieren. Es handelt sich um einen Mangelzustand und Reaktionen zeigen sich nur langsam, haben dann aber meist umfassende Wirkungen. Beruhigende Techniken, um Energieüberschüsse abzubauen, sind eher oberflächlich und arbeiten mit Schütteln oder Reibung. Hierbei stellen sich oft schnellere Reaktionen ein, welche häufig partiell bleiben.

Ziel einer Shiatsubehandlung ist neben der Linderung akuter Symptome die Anregung der Selbstheilungskräfte, die Verbesserung der Selbstwahrnehmung und die Förderung zu einem verantwortlichen Umgang mit dem eigenen Leben.

Wirkungsweisen von Shiatsu:

  • Aktivierung der Selbstheilungskräfte
  • Harmonisierung des Energieflusses
  • Regulierung und Anregung der Körperfunktionen
  • Verbesserung der Organtätigkeit
  • Erhöhung der Meridiandurchlässigkeit
  • Gleichgewicht zwischen Yin und Yang
  • Nähren des "wahren Qi"
  • Erhöhung der Mobilität des Bewegungsapparates
  • Steigerung der geistigen und seelischen Fähigkeiten

Eine Behandlung kann:

  • Übermaß reduzieren
  • Mangel auffüllen
  • das Kalte wärmen
  • das Heiße kühlen
  • das Stagnierende in Fluss bringen
  • das Gestaute lösen
  • das Ungezügelte stabilisieren
  • das Fallende emporheben
  • und das Steigende absenken.