Iokai

IokaiDie Bezeichnung IOKAI kommt aus einem alten buddhistischen Sutra.
Ein IO, ein König der Medizin oder Buddha, findet den Ursprung oder die Ursache einer Krankheit heraus, soll die Krankheit gut kennen, versteht sich auf die Therapie und den Heilungsprozess, und weiß, wie ein wiederholtes Erscheinen der Krankheit zu vermeiden ist. Er ist um die geistige Erleuchtung ebenso bemüht, wie um die körperliche Verfassung.
Kai bedeutet die Gemeinschaft.

Der Gründer von IOKAI Meridian Shiatsu ist Shitsuto Masunaga (1925-1981), auf dessen erweitertes Meridiansystem sich viele der hier in Deutschland arbeitenden Shiatsu- PraktikerInnen beziehen. Masunaga war zehn Jahre lang Lehrer an der staatlichen japanischen Shiatsu- Schule. Danach gründete er das IOKAI- Zentrum für Shiatsu und östliche Medizin in Tokio. Die besonderen Kennzeichen des IOKAI- Meridian- Shiatsu sind der starke Bezug auf die alten klassischen Schriften, das Nei Ching, hier bekannt als "Des gelben Kaisers Lehrbuch zur inneren Medizin", und die Bedeutung der Meridiane, als Herz einer Shiatsu- Behandlung. Die Methoden des IOKAI- Meridian- Shiatsu halten sich stark an die Überlieferungen ostasiatischer Medizintraditionen. Die Kunst des Do-in und Ankyo bildet seine Grundlage. Do-in und Ankyo sind die ältesten Techniken medizinischer Behandlung im östlichen Raum.

- Do bedeutet, die Meridiane zu öffnen und die Bewegungen des Qi längs der gegebenen Energiebahn anzuregen.
- In ist das Dehnen der Muskeln, Sehnen und Knochen
- An bedeutet, daß man die Hand auf den Meridian legt, ihn stabilisiert und reguliert
- Kyo besteht darin, Arme und Beine möglichst hoch anzuheben und die Passagen zwischen den Knochen und durch die Muskeln und Sehnen hindurch zu verbessern.

Die Meridiane, als Herz der IOKAI- Lehre, wurden von Masunaga als dynamische, lebende Spannschnüre von Energie gesehen, die Möglichkeiten, Reaktionen und körperlichen Prozesse des Individuums von Augenblick zu Augenblick darstellen. Er ging davon aus, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und sogar Amöben Meridiane besitzen. Die Amöbe verwandte er als Symbol für das Individuum und betrachtete sie als eine amorphe Kreatur, die sich beständig wandelt und an veränderte Bedingungen anpasst.

Alle grundlegenden Lebensfunktionen untersuchte er in Abhängigkeit von ihrem energetischen Zustand. Er betrachtete den Fluss von Qi in den Meridianen als konstitutionierendes Element des Lebens, welches sich in den Strukturen und Bewegungen des Körpers in einer erforschbaren Form manifestiert. In seiner Philosophie betonte Masunaga das holistische Lebensprinzip. Bei der Ausübung des Meridian- Shiatsu verfolgte er als Ziel einer Behandlung einen Kommunikationsstrom, ein sogenanntes Lebensecho zu erreichen. Sein Bemühen war es, die KlientInnen physisch und psychisch zu verstehen.

Ich zitiere ausführlich aus seiner Schrift „Meridian- Dehnübungen“:
"In dem heute vorherrschenden Orientierungsrahmen werden die Teile, die greifbar und ohne weiteres unterscheidbar sind, als Bausteine von allem angesehen, was existiert, einschließlich des Lebens selbst. Durch diese Sichtweise wurde den Menschen eine Zweiteilung von Körper und Geist aufgezwungen. Um das Phänomen des Lebens als eines von anatomischen Strukturen oder Zellen, die verschiedene Gewebe bilden, zu verstehen, wurde der Körper unterteilt. Folglich wird Gesundheit im Sinne des Zustandes unserer körperlichen Bestandteile betrachtet- seien es Knochen, Muskeln, Nerven oder Blutgefäße.
Jedoch können wir niemals einzelne Teile isoliert bewegen oder nur auf einen Teil einwirken. Ganz gleich, wie wir unser Bewusstsein auf einen Teil lenken und uns darauf konzentrieren, er funktioniert nur in Verbindung mit dem ganzen Körper. Unser Verstand grenzt jedoch einzelne Teile ab, definiert ihre Funktion und meint, das Ganze zu verstehen.

Da sich Worte aus der Erfordernis des bewussten Geistes, Dinge zu unterscheiden entwickelt haben, sind sie natürlich bestens dazu geeignet, Dinge zu erklären, die den Bereich des bewussten Geistes betreffen. Logisch zu sein heißt, im Umgang mit sprachlichen Texten konsistent zu sein, und rationales Denken spielt sich auf der Ebene der Sprache ab. Die Begriffe, die von den Menschen des Westens verwendet werden, dienen zur Erklärung der physischen Welt, weil das Selbst und die Anderen klar voneinander getrennt sind. Das Problem der sprachlichen Ausdrucksweise des Westens besteht darin, dass sie oftmals nicht zum Wesen der Dinge vordringt, obwohl sie Form und Inhalt einer Sache durchaus bis ins Detail aufschlüsseln kann. Im Japanischen jedoch tendieren die Worte dazu, die innere Bedeutung oder das "Herz" der Dinge zu betonen, wodurch deren Bedeutung Außenstehenden manchmal vage vorkommt. Dennoch ist mitunter ein nicht so strenger Gebrauch der Worte nützlicher, da er zu einer Kommunikation von Herz zu Herz beiträgt, die Dinge vermittelt, die jenseits der sprachlichen Ebene liegen.
In der wissenschaftlichen Herangehensweise des Westens unternimmt man keinen Schritt, bevor nicht alle Begriffe klar definiert worden sind. Im Gegensatz dazu, gibt es in den fernöstlichen Denktraditionen so etwas wie eine stillschweigende Übereinkunft hinsichtlich der Dinge, die nicht näher zu beschreiben sind. Vielmehr wird der Umgang mit dem Erfahren der Realität angestrebt, ohne es in Worte zu zwingen. Denn tatsächlich ist allen lebensbezogenen Dingen zu eigen, dass man sie nicht in definierten Begriffen nachvollziehen kann, sondern allein im unmittelbaren Erleben.
Die westliche Medizin, basierend auf der exakten Darstellung physischer Strukturen, mag dem leichteren Verständnis von Körper entgegenkommen, ist jedoch von Detailtreue besessen, dass ihr der geistige Freiraum fehlt, sich mit dem Phänomen des Lebens an sich auseinander zu setzen. Obwohl die östliche Medizin nicht auf einem exakten anatomischen Modell fundiert, besitzt sie ein ausgezeichnetes therapeutisches Grundmuster, das einen angemessenen Umgang mit den Phänomenen des Lebens erlaubt.
Leben entspringt einem Ort, wo noch nichts Lebendiges existiert, und wird am Ende zu einem Ort zurückkehren, wo nichts Lebendiges mehr zu finden ist. Diesen ganzen Prozess von Schöpfung und Zerstörung könnte man als Funktion des Lebens bezeichnen.
Der wichtigste Aspekt des Lebens ist nicht die äußere Form, sondern die innere Dynamik, die eine äußere Form erschafft und bewahrt."

Kazunori Sasaki arbeitete als engster Schüler und Mitarbeiter Masunagas sieben Jahre als Shiatsu- Therapeut am IOKAI- Shiatsu Zentrum in Tokio, nachdem er die staatlich anerkannte Nippon- Shiatsu Schule bei T. Namikoshi absolviert hatte. 1981 kam er nach Frankreich, um IOKAI Meridian Shiatsu in Europa zu lehren. Kazunori Sasaki ist praktizierender Therapeut, Gründer und Präsident der IOKAI Meridian Shiatsu Académie d' Eurpoe. Er hält Ausbildungsseminare in verschiedenen Ländern Europas. Wesenszweck und Ziel der IOKAI- Akademie ist die Verbreitung von Meridian- Shiatsu und die Förderung der Gemeinschaft der Praktizierenden.
Ein IO, ein König der Medizin, praktiziert in der Gemeinschaft, Kai.

Auch in seiner Lehre findet sich die Bedeutung der Vereinigung von Körper und Geist wieder:
"Die Beschaffenheit der Wirklichkeit wird umso klarer, je weniger die Trennung zwischen Körper und Geist besteht. Aus dem Verhältnis von Geist und Körper zueinander ergibt sich der spezielle Lebensausdruck. Dieser Lebensausdruck ist gestört, wenn Geist und Körper nicht zusammengehören, bzw. nicht miteinander in Verbindung stehen. In ständiger Interaktion wird der Körper durch den Geist bewegt und der Geist wieder durch den Körper. Der Körper ist ein sehr wichtiges Element, um den Geist zu unterstützen.
Eine Meridianbehandlung kann helfen, die Lücke zu schließen zwischen unserem Körper und unserem Bewusstsein. Blockaden werden möglicherweise aufgelöst und auftretender Schmerz dient der physisch- mentalen Kommunikation. Das Einwirken auf die Meridiane dient einerseits dazu, Vertrauen zu unseren Schwachpunkten zu entwickeln, andererseits können Schwächen ausgeglichen werden. Wir sollten in diesem Zusammenhang nicht von Problemen sprechen, sondern von Phänomenen. Diese Phänomene zeigen sich außen, in der Peripherie, welche unser Zentrum schützt und umgibt. Wenn Menschen leiden, verschließen sie sich oft und gehen keine Kommunikation ein. Die Meridiane bieten hier einen möglichen Zugang.
Die Bewusstheit über unser Leben soll aus unserem tiefen Wesen kommen. Hier liegen oft die Ursachen für das, was als Krankheit sichtbar wird. Krankheit ist zu verstehen als Anpassungsschwierigkeit an die Umwelt, auf physischer, psychischer und emotionaler Ebene. Es geht hierbei immer um die Frage, was die "Kranken" wirklich verloren haben. Der Schlüsselpunkt unseres Daseins ist die Entspannung, die sich aus dem Vertrauen in uns selbst ergibt.“